16
12 Die Provinz Hessen-Nassau.
Die Provinz Hessen-Nassau, welche von der Fulda, Eder
und Lahn durchströmt wird, besteht aus dem ehemaligen Kurfür-
stenthum Hessen, dem ehemaligen Herzogthum Nassau, dem
Bezirke der frühern freien Reichsstadt Frankfurt, der früheren
Landgrafschaft Hessen-Homburg, und den ehemals bayerischen Be-
zirken Orb und Gersfeld. Sie dehnt sich südlich bis an den
Main, westlich bis an den Rhein und nördlich bis an die Provinz
Westphalen aus. Die Provinz Hessen-Nassau ist in die beiden Re-
gierungsbezirke Kassel und Wiesbaden eingetheilt und enthalt einen
Flächenraum von 285 Quadratmeilen, mit 1,400,000 Bewohnern.
Im Norden ist nur ein kleiner Theil der Provinz so eben und frucht-
bar wie das Fuldathal bei Kassel. Große Strecken sind waldig
und zum einträglichen Ackerbau nicht geeignet. Die Bewohner sind
arbeitsame und kräftige Leute. Viele wandern während der Ernte in
fruchtbarere Gegenden, um dort als Tagelöhner zu helfen, besonders
die Bewohner der Gegend von Fulda. Der südliche Theil der
Provinz ist sehr fruchtbar. Zwar ist derselbe gebirgig: Taunus
und Westerwald durchziehen ihn; allein mit geringen Ausnahmen
sind diese Gebirge nicht so rauh, daß nicht fruchtbare Thäler und
warme Abhänge dazwischen Platz fänden. Deshalb bringt das Land
nicht nur genug Getreide und Obst hervor, sondern auch die
edelsten Weine, zumal im Rheingau, welcher durch das Gebirge
gegen Nord- und Ostwinde geschützt ist. Ein wärmeres Thal aber
als das, worin Wiesbaden liegt, dürfte schwerlich in Deutschland
zu finden sein. Dies rührt zum Theil von den heißen Quellen
her, welche hier aus der Erde sprudeln und zu heilsamen Bädern
benutzt werden. Doch ist Wiesbaden bei weitem nicht der einzige Ort
in der Provinz, wo mineralisches Wasser aus der Erde quillt,
wenn gleich die anderen Quellen sich weniger durch ihre Hitze, als
durch andere Eigenschaften auszeichnen. Das Bad zu Ems an der Lahn
wird von Brustleidenden stark besucht. Gegen andere Übel dienen die
Quellen zu Homburg, Soden, Schwalbach und Schlangenbad.
Allein den größesten Ruf hat eine Quelle, deren Wasser nicht an Ort
und Stelle getrunken zu werden pstegt, sondern in Krügen in und aus
Deutschland hinaus weithin verschickt wird, dies ist der Brunnen zu
Selters. — Die Bergwerke in Hessen-Nassau liefern Silber,
Blei, Eisen, Kupfer und viele andere Mineralien.
Die Hauptstadt der Provinz, der Sitz des Ob erpräsidenten, ist
Kassel, mit 46,000 Einwohnern. Ihre Lage an der schiffbaren Fulda,
nicht weit von deren Zusammenfluß mit der Werra, sowie die viel-
fachen Eisenbahnverbindungen haben sie zu einem bedeutenden Verkehrs-
platze gemacht. Kassel wird von vielen Fremden besucht, um die
schönen Anlagen zu Wilhelmshöhe, nahe bei der Stadt, die dortigen
Wasserkünste und die riesige Bildsäule des Herkules zu beschauen.
Wiesbaden, am südlichen Fuße des Taunus, in einer an Natur-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Fulda Kurfür-
stenthum_Hessen Main Rhein Kassel Wiesbaden Kassel Fulda Westerwald Rheingau Wiesbaden Deutschland Wiesbaden Homburg Schwalbach Schlangenbad Deutschland Selters Hessen-Nassau Kassel Fulda Wiesbaden Taunus
69
sende sich nicht mehr zu fürchten: jene Schiffe widerstehen dem heftigsten
Sturme. Die Fischer aber, welche in leichten Kähnen das Gewässer
befahren, erkennen meistens an vorausgehenden Zeichen die Gefahr und
flüchten in einen Hafen. Fische halten sich zahlreich und gern in dem
klaren Gewässer auf, welches noch den Vortheil gewährt, daß es nur
selten zufriert. Außer vielen andern Arten, zum Theil von beträcht-
licher Größe, fängt man jährlich eme ungeheure Menge sogenannter
Blaufellchen, welche für eine Leckerei gelten. Natürlich ziehen sich nach
einer solchen Nahrungsquelle auch viele flschfreffende Vögel, Reiher,
Strandläufer, sogar Möven und Taucher. Die Ufer des Sees
sind sanft aufsteigend und herrlich mit Früchten, Obst und Wein an-
gebaut. Die höheren Berge der Schweiz erblickt man nur in der Ferne.
Besonders lieblich nehmen sich aber die zwei kleinen Inseln aus, welche
in den Erweiterungen des Sees gegen den Ausfluß des Rheins hin
liegen, dort wo die alte Stadt Konstanz hervorragt. Wie schön
es an dem See sein muß, sieht man auch daran, daß fünf ver-
schiedene Staaten sich ein Stück seines Ufers angeeignet haben: im
Süden^die.schweiz, westlich Baden, nördlich Würtemberg und
Bayern, östlich Österreich, welches mit seinem Tyroler Lande
daran stößt.
"Wiederliolungssragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
Ss Das Königreich Würtemberg.
(24.)
Das Königreich Würtemberg liegt östlich vom Großherzogthum
Baden. Es ist im Süden von der Donau und im Norden von dem
Neckar, einem Nebenflüsse des Rheines, durchflossen. Die weiten
Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen anderen Bächen und
Flüßchen bewässert werden, sind fruchtbar. Aber so ist es nicht überall;
denn die rauhe oder schwäbische Alp, ein unfruchtbares Kalkstein-
gebirge, mit schroffen Felsen und bedeutenden Höhlen, durchzieht das
Ländchen.
Die Bewohner Würtembergs sind Schwaben, welche einst einen
Hauptstamm der deutschen Völker ausmachten. Die Schwaben
sind treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Auf
den 360 Quadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,818,000
Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. Da muß fleißig gear-
beitet werden, wenn jeder sein Brod finden will. Das thun denn
auch die Würtemberger; viele aber wandern auch aus und suchen in
der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die
schwarzwälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer
große Anhänglichkeit an ihre Heimath, und verlieren niemals ihre
schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gut-
müthig klingt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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74 —
von Preußen, als an das Haupt des hohenzollern'schen Geschlechts,
abgetreten, und seit dieser Zeit gehören nun diese Ländchen zum preu-
ßischen Staate. Sie bilden unter dem Namen „hohenzollern'sche
Lande" einen besonderen Verwaltungsbezirk. An der Befestigung
und stattlichen Wiederherstellung der königlichen Stammburg ist seit
1850 fort und fort rüstig gearbeitet worden, so daß sie jetzt dasteht
als ein herrlicher Schmuck des Reiches !ver königlichen Hohen-
zollern, welches sich ausdehnt „vom Fels zum Meex^r —..
Wie viel Provinzen des preussischen Staates habt ihr früher kennen
gelernt? — Wie heissen sie? — Wie liegen die hohenzollernschen Lande von
dem übrigen Königreich Preussen? — Seit wann ist das Geschlecht der
Hohenzollern in der Geschichte bekannt? — Wann wurde ein Nachkomme
dieses Geschlechts Markgraf von Brandenburg? — Wie hiess dieser? — Aus
welchem Geschlechte stammen die Könige von Preussen ab? — Seit wann
sind die hohenzollernschen Lande mit dem Königreich Preussen vereinigt ? —
38. Das Königreich Bayern.
(23.)
Östlich von dem Königreich Würtemberg liegt auf beiden Seiten
der Donau das Königreich Bayern. Zu Bayern gehört aber auch
noch die getrennt hiervon auf dem linken Rheinufer gelegene Pfalz,
Rheinbayern genannt. Das eigentliche Bayerland, Altbayern, liegt
südlich von der Donau an den Nebenflüssen: dem Lech, der Isar
- und dem Inn, welche aus den Tyroler Alpen kommen und eine hoch-
liegende Ebene durchströmen. Der nördlich von der Donau gelegene
Theil Bayerns, das Frankenland, ist östlich vom Böhmerwalde,
nordöstlich vom Fichtelgebirge und westlich vom Spessart durch-
zogen, und wird von mehreren Nebenflüssen der Donau — unter dettm
die Naab und die Altmühl bemerkenswerth sind — und dem Main
mit seinen Nebenflüssen bewässert. Das Königreich Bayern hat einen
Flächenraum von 1380 Quadratmeilen mit 4,801,000 Einwohnern.
Ackerbau und Viehzucht sind in Bayern so einträglich, daß das
Volk nicht in Fabriken seinen Unterhalt zu suchen nöthig hat.
In Altbayern, an der Isar, liegt die Haupt- und Residenz-
stadt München, mit mehr als 170,000 Einwohnern. An neuen,
schönen Bauwerken, Sammlungen von Gemälden, Bildersammlungen
und andern Kunstwerken übertrifft München alle übrigen Hauptstädte
Deutschlands. Auch hat München eine bedeutende Universität und
die größte Bibliothek in Deutschland,^ die aus 800,000 Bänden
besteht. Für den Fremden ist also vielerlei dort zu sehen. Daß so
viel Bier in München und überhaupt in Bayern getrunken wird,
mag ihm vielleicht auffallend erscheinen; er wird dabei aber bedenken,
daß eben dadurch der weit schädlichere Branntwein, die Pest so vieler
Orte, verdrängt wird. Die Brauereien in München und in ganz
Bayern gehören zu den großartigsten Gewerben; sie fördern den Acker-
bau, und die Ausfuhr der bayerischen Biere ist nicht unbedeutend.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Preussen Brandenburg Preussen Bayern Königreich_Würtemberg Donau Bayern Rheinbayern Altbayern Donau Donau Bayerns Donau Main Altbayern Deutschlands Deutschland
75
Die Stadt Regensburg an der Donau war einst bedeutender
als jetzt, hat aber immer noch Reste ihrer vormaligen Größe. Dahin
gehört die vortreffliche steinerne Brücke über die Donau, die einzige
ganz gemauerte, welche über diesen Strom führt. Auf fünfzehn Bogen
ruhend, trotzt sie nun bereits 700 Jahre der Strömung, dem Eis-
gänge und anderen Unfällen. In Regensburg residirt der Fürst von
Lhurn und Taxis, dessen Vorfahren die Posteinrichtung zuerst
in Ausführung gebracht und zum Danke dafür das Recht erhalten
haben, in den deutschen Staaten die Posten auf ihre eigene Rechnung
verwalten zu lassen; im Laufe der Zeit haben aber die einzelnen
Staaten dieses Recht durch Entschädigung abgelös't. Von Regens-
burg erblickt man auf einem, mit einer Ruine versehenen Hügel ein
großartiges neues Gebäude, Walhalla genannt. Dies hat der
König Ludwig I. von Bayern zum Gedächtniß der verstorbenen
großen Männer Deutschlands erbaut, deren Bildsäulen entweder darin
aufgestellt werden, oder deren Namen, in Marmor gegraben, mit Gold-
glanz strahlen.
Augsburg am Lech war in früheren Zeiten eine der wichtigsten
Handelsstädte in Süddeutschland. Jetzt ist Augsburg zwar immer noch
gewerbsam, aber an die frühere Bedeutung der Stadt reicht das
jetzige Leben nicht. Eine der merkwürdigsten Erinnerungen an Augs-
burgs vormaligen Reichthum ist die eine Straße mit 50 Häusern, wo-
rin arme Bürger gegen den geringen Miethzins von jährlich zwei
Gulden ein anständiges Unterkommen finden. Diese Stiftung ist von
zwei Grafen von Fugger gemacht, die von dem armen Leinweber
Johannes Fugger abstammten, der 1370 nach Augsburg zog und
Leinwandhandel zu treiben anfing. Seine Nachkommen erweiterten
durch seltenen Fleiß, große Geschicklichkeit und Redlichkeit ihre Han-
delsgeschäfte so sehr, daß sie sich unermeßliche Reichthümer und aus-
gebreiteten Ruhm erwarben.
Auch im Frankenlande, an dem Maine und dessen Nebenflüssen
liegen noch bedeutende Städte: Würzburg, Bamberg und Nürn-
berg. In Rheinbayern ist Speyer die Hauptstadt. Bayern besitzt
drei Universitäten, zu München, Erlangen und Würzburg.
39. Die Fuggerei.
Das Glück dreht sich im Kreise,
Es schwindet wie die Zeit!
Nur was in Gott gegründet,
Besteht in Ewigkeit.
Es schwindet wie die
Das reinste, feinste Linnen
Hat still ihr Fleiß gemacht.
Da kaufte jeder gerne
Von ihrem Tuch so rein,
X/Uv rcüvv vh Cliv|4- Uh (vu-Uuu^
Hans Fugger war ein Weber,
Die Söhne woben auch.
Es war im Haus der Fugger
Das Weben einst im Brauch,
jv mit;
Sie woben goldne Sterne
Der Treue ja hinein.
Die Treue und der Glaube,
Am Stuhle Tag und Nacht,
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
76
Da ward an Gold und Ehren
Gar reich und groß ihr Haus,
Es gingen mit dem Kaiser
Dort Fürsten ein und aus.
Die Weber wurden Grafen,
Ihr Wort galt weit und breit,
Sie woben mit dem Kaiser
Am Webestuhl der Zeit.
Bei Ehren und Lei Schätzen,
Die ihnen Gott verlieh,
Vergaßen doch die Grafen
Der armen Weber nie.
Was hilft uns alles Weben?
So dachte stets ihr Sinn,
Der Himmel nur ist einig,
Sein Segen nur Gewinn.
Drei Brüder waren ihrer,
Die reichten sich die Hand,
Ulrich, Georg und Jakob,
So waren sie genannt.
Sie sprachen zu einander:
Die Guter dieser Zeit
Vorrechnen muß sie jeder
Einst Gott in Ewigkeit.
So laßt uns freudig gründen
Ein Werk vereinter Kraft,
Womit wir mögen geben
Ihm einstens Rechenschaft.
Zu Augsburg bei St. Jakob
Da hub ein Graben an,
Ein Zimmern und ein Mauern
Von manchem Handwerksmann.
Mit hundert kleinen Häusern
Ein Städtlein stieg empor,
Mit Brunnen und mit Straßen
Und seinem eignen Thor.
Und als das Werk vollendet,
Da weihten es die drei,
Daß armen, frommen Bürgern
Es eine Wohnung sei.
Und was die drei gesprochen,
Das schrieben sie aus Stein,
Es sollte Sohn und Enkel
Ein stetes Vorbild sein.
Sie bauten für sich selber
Ein Häuslein auch dazu,
Im Kirchlein bei St. Anna,
Dort ist der Fugger Ruh.
Wohl kamen arge Zeiten,
St. Anna ward zerstört,
Die Messe wird nicht fürder
Auf ihrem Grab gehört:
Doch in der Armen Herzen
Wird ihrer noch gedacht,
Im Städtlein, das sie milde
Dem Herren dargebracht.
Das Glück dreht sich im Kreise,
Es schwindet wie die Zeit.
Der Fugger Namen preiset
Noch heut' die Fugger ei.
(G. Görres )
V^i6ä6rboinnk8krä^6n! —
Beschreiben! —
60. Dah Deutsche Ikeichsland Elsaß und Lothringen.
Im Südwesten von Deutschland, östlich durch den Rhein von
Baden geschieden, südlich von der Schweiz, westlich von Frankreich und
nördlich von Luxemburg, der Rheinprovinz und Rheinbayern begrenzt,
findet ihr das Deutsche Reichsland Elsaß und Lothringen. Es
enthält einen Flächenraum von etwa 263 Quadratmeilen mit 1 Vs Million
Einwohnern und ist eingetheilt in drei Bezirke: Unter-Elsaß, Ober-
Elsaß und Lothringen. Als Deutsches Reichsland steht es
unter der Regierung des deutschen Kaisers und unter dem Schutze des
ganzen deutschen Reiches.
Ein von Süden nach Norden gestrecktes Gebirge, die Vogesen,
auch der Wasgau genannt, trennt Elsaß von Frankreich, ver-
zweigt und verflacht sich im Norden und bildet hier die Grenze zwischen
Elsaß und Lothringen. Die Breite dieses Gebirgszuges wechselt
zwischen vier bis sechs Meilen, und seine mittlere Höhe beträgt 600
bis 940m. Der höchste Punkt, der Belchen im Ober-Elsaß, erhebt
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Personennamen: Ulrich Georg Jakob Jakob
Da Anna Anna
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Deutschland Rhein Baden Schweiz Frankreich Luxemburg Rheinbayern Lothringen Lothringen Frankreich Elsaß Lothringen Ober-Elsaß
257 —
Nach, der Schlacht hei Königgrätz verfolgten die Sieger die fliehende,
fast aufgelöste Armee, ohne ernsten Widerstand zu finden, in der Richtung
gegen Wien. Als der König sein Hauptquartier bereits nach Nikolsburg
(12 Meilen von Wien) verlegt hatte, hat Österreich um Frieden. Am 23. August
■wurde zuprag der Friedensvertrag unterzeichnet, in welchem der Kaiser
von Österreich die Auflösung des deutschen Bundes anerkannte
und seine Zustimmung gab zu einer neuen Gestaltung Deutsch-
lands ohne Betheiligung des österreichischen Kaiserstaates.
Der Kaiser von Österreich übertrug ferner auf den König von Preussen
alle seine Rechte auf die Herzogtümer Schleswig-Holstein und ver-
pflichtete sich, an den König von Preussen 40 Millionen Thaler Kriegskosten
zu bezahlen.
Dagegen erklärte der König von Preussen sich bereit, das Königreich
Sachsen in seinem bisherigen Länderbesitz bestehen zulassen, unter dem
Vorbehalt, dass der Beitrag Sachsens zu den Kriegskosten und die Stellung
desselben zum norddeutschenbunde durch einen besonderen Friedens-
vertrag geordnet werde. Dieser Vertrag wurde am 21. Oktober abgeschlossen.
Nach demselben verpflichtete sich Sachsen, an Preussen 10 Millionen Thaler
Kriegskosten zu zahlen, dem norddeutschen Bunde beizutreten und den Ober-
befehl über die sächsischen Truppen dem Könige von Preussen
zu übertragen.
S2. Der Feldzug gegen die Bundesarmee.
(Vom 1. bis 27. Juli 1868.)
Während diese Erfolge auf dem östlichen Kriegsschauplätze erkämpft
wurden, war dem General Vogel von Falckenstein der Kampf
gegen die bayerische Armee und das 8. Bundes-Corps am Main
übertragen und ihm dazu eine Armee von nur 53,000 Mann mit
96 Geschützen überwiesen. Dieselbe erhielt von jetzt an den Namen
„Main-Armee" und bestand aus drei Divisionen*) unter den
Generalen von Goeben, von Beyer und von Manteuffel. Die
bayerische Armee zählte 60,000 Mann mit 136 Geschützen und
stand unter dem Kommando des Prinzen Karl von Bayern; das
8. Bundes-Corps bestand aus 14,000 Würtembergern, 12,000
Badensern, 19,000 Hessen, 5000 Nassauern und 12,000 Öster-
reichern, im Ganzen aus 62,000 Mann mit 139 Geschützen unter
dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen. Der Main-
Armee stand links die bayerische, rechts die Bundes-Armee
gegenüber. Am 1. Juli hatte sich die Main-Armee bei Eisenach
vereinigt. Unter fortwährend kleinen Gefechten ging sie von hier
südwestlich auf Fulda zu nach dem Main, warf die bayerische
Cavallerie bei Hünfeld zurück und drängte das bayerische Haupt-
corps am 4. Juli Lei Dermbach (zwischen Eisenach und Fulda)
zur Seite, zog dann zwischen den beiden feindlichen Armeen nach
Fulda und wandte sich am 9. Juli nach Unterfranken in Bayern.
Am 10. formte**) die Division Goeben bei Kissingen und die
Division Beyer bei Hammelburg die Übergänge über die fränkische
*) Division = Abtheilung eines Kriegsheerez.
**) formen = erzwingen.
Haesters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausz.
17
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: August Manteuffel Karl_von_Bayern Karl Alexander_von_Hessen Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Wien Nikolsburg Wien Preussen Preussen Preussen Sachsen Sachsens Sachsen Preussen Preussen Main Hessen Eisenach Fulda Main Eisenach Fulda Fulda Unterfranken Bayern Hammelburg Simultan-Ausz
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Extrahierte Personennamen: Manteuffel Manteuffel August
64
lich der niedrig liegende Theil der Stadt noch leichter als schon seiner
Lage nach überschwemmt wird. Zu den Schönheiten von Hamburg
gehört ein rings mit Alleen umgebener Weiher, worauf man im
Sommer in Nachen, im Winter in Schlitten fährt oder Schlittschuhe
lauft, und wo sich zu allen Zeiten wenigstens Spaziergänger sammeln.
Das Innere der Stadt war früher sehr unfreundlich wegen der engen
Straßen und hohen Häuser und vorzüglich wegen der sogenannten Gänge,
welche enge überbaute Gäßchen sind, wo in einem einzigen Gebäude oft
20 bis 30 arme Familien wohnen. Denn auch hier findet sich die
traurigste Armuth neben dem glänzendsten Reichthum. Durch den großen
Brand hat sich darin manches geändert; man baut wenigstens jetzt
hellere und gesundere Wohnungen statt der alten wieder auf. Daß der
Michaelisthurm zu Hamburg der höchste in Deutschland sein soll, indem
er sich über 142™ erhebt, ist für den Fremden nicht so wichtig, als der
Anblick des Hafens mit seinen Hunderten von Masten und Wim-
peln, mit den Matrosen und Schiffskapitänen aller Natio-
nen aus den entferntesten Ländern, mit den ankommenden und abge-
henden Fremden und den aufgethürmten Waarenballen. Wer dergleichen
noch nicht gesehen, kann sich kaum eine Vorstellung davon machen.
Ähnlich, nur minder groß, ist Bremen an der Weser, mit
122.000 Einwohnern. Für den Verkehr mit Amerika ist Bremen
noch bedeutender als Hamburg. Zahllose Auswanderer aus Deutsch-
land nehmen dorthin ihren Weg, um auf dem Verdeck eines voll-
gepfropften Schiffs ihr Vaterland zu verlassen und in einem fremden
Lande ihr Glück zu versuchen. Auch in Zucker, besonders aber in
Tabaksblättern machen die Bremer Kaufleute große Geschäfte.
Die Cigarrenfabriken sind berühmt. Als Merkwürdigkeit gilt
der Rathskeller in Bremen, mit seinen zwölf Stückfäffern 200jäh-
rigen Rheinweins, wovon natürlich nur selten Gebrauch gemacht
wird. Daß sich in Bremen aber auch andere Dinge gut aufbe-
wahren, beweist der Bleikeller unter der Hauptkirche. In diesem
haben sich ohne besonderes Zuthun eine Anzahl Leichname unverwef't und
ganz frisch erhalten. Auf dem Gesichte eines Dachdeckers, der während
seiner Arbeit herabstürzte, drückt sich noch jetzt die Todesangst aus
Wiederliolungsfragen! — Beschreiben! —
Sv. Das Großherzogthum Hessen.
(22.)
Das Großherzogthum Hessen liegt auf beiden Seiten des Rheins
und des Mains und besteht aus zwei von einander getrennten Theilen.
Der nördlich vom Main gelegene Theil (Oberhessen) ist von der
preußischen Provinz Hessen-Nassau eingeschlossen; der südliche Theil
(Rheinhessen) liegt zu beiden Seiten des Rheines. Das Ganze
hat einen Flächenraum von etwa 139 Quadratmeilen mit beinahe
853.000 Bewohnern. Das Land ist sehr fruchtbar, besonders am
Rhein zieht man viel Getreide, Kastanien, Mandeln, Wallnüsse
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Michaelisthurm Hamburg Deutschland Amerika Hamburg Deutsch- Bremen Rheinweins Bremen Hessen Hessen Rheins Main Oberhessen Rheinhessen Rheines Rhein
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
- 263 —
Dpferfreudigkeit tn dem Kampfe für Deutschlands Ehre und Unab-
hängigkeit. Schon am 16. Juli hatte König Wilhelm die nord-
deutsche Bundes-Armee zu den Waffen gerufen und am 19. den
Orden des „Eisernen Kreuzes" für das Verdienst in diesem Kriege
erneuert. Die süddeutschen Staaten Bayern, Würtemberg Md
Baden stellten sofort — den Verträgen von 1866 getreu — ihre
Truppen unter seinen Oberbefehl. „Mit Begeisterung werden meine
Truppen an der Seite ihrer ruhmgekrönten Waffengenoffen für deutsches
Recht und deutsche Ehre den Kamps aufnehmen," telegraphirte der
jugendliche König Ludwig Ii. von Bayern an König Wilhelm.
Die Tage von 1813 waren wieder aufgelebt; ja die Begeisterung
war noch viel großartiger als damals. Deutschland war einig wie
uie zuvor, folgend dem mahnenden Rufe des Dichters:
88. „In Frankreich hinein!"
Und brauset der Sturmwind des Krieges heran
Und wollen die Wätschen ihn haben,
So sammle, mein Deutschland, dich stark, wie ein Mann
Und bringe die blutigen Gaben,
Und bringe das Schrecken und trage das Grauen
Von all deinen Bergen, aus all deinen Gauen,
Und klinge die Losung: Zum Rheinl über'n Rhein!
All-Deutschland in Frankreich hinein!
Sie wollen's: So reiße denn, deutsche Geduld,
Reiß' durch von dem Belt bis zum Rheine!
Wir fordern die lange gestundete Schuld —
Auf, Wätsche! und rühret die Beine!
Wir wollen im Spiele der Schwerter und Lanzen
Den wilden, den blutigen Tanz mit euch tanzen.
Wir klingen die Losung: Zum Rheinl über'n Rheinl
All-Deutschland in Frankreich hinein!
Mein einiges Deutschland, mein kühnes, heran!
Wir wollen ein Liedlein euch singen
Won dem, was die schleichende List euch gewann,
Von Straßburg und Metz und Lothringen:
Zurück sollt ihr zahlen, heraus sollt ihr geben!
So stehe der Kampf uns auf Tod und aus Leben!
So klinge die Losung: Zum Rhein! über'n Rheinl
All.-Deutschland in Frankreich hinein!
(Ernst Moritz Arndt.)*)
8ä. Die Rüstung des stillen Heeres.
Seit dem Kriege, den Deutschland im Jahre 1864 gegen Däne-
mark zur Befreiung Schleswig-Holsteins führte, weht auf allen Schlacht-
feldern eine Fahne, die ein rothes Kreuz auf weißem Grunde
hat, neben den Kriegsfahnen. Das ist die Friedensfahne, und unter
ihr zieht seitdem ein unbewaffnetes Friedensheer mit den Kriegern
hinaus, um die Verwundeten, welchem Volke sie auch angehören mögen,
vom Kampfplatze wegzutragen und beim Verbinde).: derselben den Ärzten
*) 1841, st'8 di; Franzosen nach der Rheingrcnze gelüstete.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Frankreich Deutschland Rheinl_über'n_Rhein All-Deutschland Frankreich Rheine Rheinl_über'n_Rheinl
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