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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 16

1873 - Essen : Bädeker
16 12 Die Provinz Hessen-Nassau. Die Provinz Hessen-Nassau, welche von der Fulda, Eder und Lahn durchströmt wird, besteht aus dem ehemaligen Kurfür- stenthum Hessen, dem ehemaligen Herzogthum Nassau, dem Bezirke der frühern freien Reichsstadt Frankfurt, der früheren Landgrafschaft Hessen-Homburg, und den ehemals bayerischen Be- zirken Orb und Gersfeld. Sie dehnt sich südlich bis an den Main, westlich bis an den Rhein und nördlich bis an die Provinz Westphalen aus. Die Provinz Hessen-Nassau ist in die beiden Re- gierungsbezirke Kassel und Wiesbaden eingetheilt und enthalt einen Flächenraum von 285 Quadratmeilen, mit 1,400,000 Bewohnern. Im Norden ist nur ein kleiner Theil der Provinz so eben und frucht- bar wie das Fuldathal bei Kassel. Große Strecken sind waldig und zum einträglichen Ackerbau nicht geeignet. Die Bewohner sind arbeitsame und kräftige Leute. Viele wandern während der Ernte in fruchtbarere Gegenden, um dort als Tagelöhner zu helfen, besonders die Bewohner der Gegend von Fulda. Der südliche Theil der Provinz ist sehr fruchtbar. Zwar ist derselbe gebirgig: Taunus und Westerwald durchziehen ihn; allein mit geringen Ausnahmen sind diese Gebirge nicht so rauh, daß nicht fruchtbare Thäler und warme Abhänge dazwischen Platz fänden. Deshalb bringt das Land nicht nur genug Getreide und Obst hervor, sondern auch die edelsten Weine, zumal im Rheingau, welcher durch das Gebirge gegen Nord- und Ostwinde geschützt ist. Ein wärmeres Thal aber als das, worin Wiesbaden liegt, dürfte schwerlich in Deutschland zu finden sein. Dies rührt zum Theil von den heißen Quellen her, welche hier aus der Erde sprudeln und zu heilsamen Bädern benutzt werden. Doch ist Wiesbaden bei weitem nicht der einzige Ort in der Provinz, wo mineralisches Wasser aus der Erde quillt, wenn gleich die anderen Quellen sich weniger durch ihre Hitze, als durch andere Eigenschaften auszeichnen. Das Bad zu Ems an der Lahn wird von Brustleidenden stark besucht. Gegen andere Übel dienen die Quellen zu Homburg, Soden, Schwalbach und Schlangenbad. Allein den größesten Ruf hat eine Quelle, deren Wasser nicht an Ort und Stelle getrunken zu werden pstegt, sondern in Krügen in und aus Deutschland hinaus weithin verschickt wird, dies ist der Brunnen zu Selters. — Die Bergwerke in Hessen-Nassau liefern Silber, Blei, Eisen, Kupfer und viele andere Mineralien. Die Hauptstadt der Provinz, der Sitz des Ob erpräsidenten, ist Kassel, mit 46,000 Einwohnern. Ihre Lage an der schiffbaren Fulda, nicht weit von deren Zusammenfluß mit der Werra, sowie die viel- fachen Eisenbahnverbindungen haben sie zu einem bedeutenden Verkehrs- platze gemacht. Kassel wird von vielen Fremden besucht, um die schönen Anlagen zu Wilhelmshöhe, nahe bei der Stadt, die dortigen Wasserkünste und die riesige Bildsäule des Herkules zu beschauen. Wiesbaden, am südlichen Fuße des Taunus, in einer an Natur-

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 69

1873 - Essen : Bädeker
69 sende sich nicht mehr zu fürchten: jene Schiffe widerstehen dem heftigsten Sturme. Die Fischer aber, welche in leichten Kähnen das Gewässer befahren, erkennen meistens an vorausgehenden Zeichen die Gefahr und flüchten in einen Hafen. Fische halten sich zahlreich und gern in dem klaren Gewässer auf, welches noch den Vortheil gewährt, daß es nur selten zufriert. Außer vielen andern Arten, zum Theil von beträcht- licher Größe, fängt man jährlich eme ungeheure Menge sogenannter Blaufellchen, welche für eine Leckerei gelten. Natürlich ziehen sich nach einer solchen Nahrungsquelle auch viele flschfreffende Vögel, Reiher, Strandläufer, sogar Möven und Taucher. Die Ufer des Sees sind sanft aufsteigend und herrlich mit Früchten, Obst und Wein an- gebaut. Die höheren Berge der Schweiz erblickt man nur in der Ferne. Besonders lieblich nehmen sich aber die zwei kleinen Inseln aus, welche in den Erweiterungen des Sees gegen den Ausfluß des Rheins hin liegen, dort wo die alte Stadt Konstanz hervorragt. Wie schön es an dem See sein muß, sieht man auch daran, daß fünf ver- schiedene Staaten sich ein Stück seines Ufers angeeignet haben: im Süden^die.schweiz, westlich Baden, nördlich Würtemberg und Bayern, östlich Österreich, welches mit seinem Tyroler Lande daran stößt. "Wiederliolungssragen! — Zeichnen und Beschreiben! — Ss Das Königreich Würtemberg. (24.) Das Königreich Würtemberg liegt östlich vom Großherzogthum Baden. Es ist im Süden von der Donau und im Norden von dem Neckar, einem Nebenflüsse des Rheines, durchflossen. Die weiten Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen anderen Bächen und Flüßchen bewässert werden, sind fruchtbar. Aber so ist es nicht überall; denn die rauhe oder schwäbische Alp, ein unfruchtbares Kalkstein- gebirge, mit schroffen Felsen und bedeutenden Höhlen, durchzieht das Ländchen. Die Bewohner Würtembergs sind Schwaben, welche einst einen Hauptstamm der deutschen Völker ausmachten. Die Schwaben sind treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Auf den 360 Quadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,818,000 Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. Da muß fleißig gear- beitet werden, wenn jeder sein Brod finden will. Das thun denn auch die Würtemberger; viele aber wandern auch aus und suchen in der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die schwarzwälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer große Anhänglichkeit an ihre Heimath, und verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gut- müthig klingt.

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 74

1873 - Essen : Bädeker
74 — von Preußen, als an das Haupt des hohenzollern'schen Geschlechts, abgetreten, und seit dieser Zeit gehören nun diese Ländchen zum preu- ßischen Staate. Sie bilden unter dem Namen „hohenzollern'sche Lande" einen besonderen Verwaltungsbezirk. An der Befestigung und stattlichen Wiederherstellung der königlichen Stammburg ist seit 1850 fort und fort rüstig gearbeitet worden, so daß sie jetzt dasteht als ein herrlicher Schmuck des Reiches !ver königlichen Hohen- zollern, welches sich ausdehnt „vom Fels zum Meex^r —.. Wie viel Provinzen des preussischen Staates habt ihr früher kennen gelernt? — Wie heissen sie? — Wie liegen die hohenzollernschen Lande von dem übrigen Königreich Preussen? — Seit wann ist das Geschlecht der Hohenzollern in der Geschichte bekannt? — Wann wurde ein Nachkomme dieses Geschlechts Markgraf von Brandenburg? — Wie hiess dieser? — Aus welchem Geschlechte stammen die Könige von Preussen ab? — Seit wann sind die hohenzollernschen Lande mit dem Königreich Preussen vereinigt ? — 38. Das Königreich Bayern. (23.) Östlich von dem Königreich Würtemberg liegt auf beiden Seiten der Donau das Königreich Bayern. Zu Bayern gehört aber auch noch die getrennt hiervon auf dem linken Rheinufer gelegene Pfalz, Rheinbayern genannt. Das eigentliche Bayerland, Altbayern, liegt südlich von der Donau an den Nebenflüssen: dem Lech, der Isar - und dem Inn, welche aus den Tyroler Alpen kommen und eine hoch- liegende Ebene durchströmen. Der nördlich von der Donau gelegene Theil Bayerns, das Frankenland, ist östlich vom Böhmerwalde, nordöstlich vom Fichtelgebirge und westlich vom Spessart durch- zogen, und wird von mehreren Nebenflüssen der Donau — unter dettm die Naab und die Altmühl bemerkenswerth sind — und dem Main mit seinen Nebenflüssen bewässert. Das Königreich Bayern hat einen Flächenraum von 1380 Quadratmeilen mit 4,801,000 Einwohnern. Ackerbau und Viehzucht sind in Bayern so einträglich, daß das Volk nicht in Fabriken seinen Unterhalt zu suchen nöthig hat. In Altbayern, an der Isar, liegt die Haupt- und Residenz- stadt München, mit mehr als 170,000 Einwohnern. An neuen, schönen Bauwerken, Sammlungen von Gemälden, Bildersammlungen und andern Kunstwerken übertrifft München alle übrigen Hauptstädte Deutschlands. Auch hat München eine bedeutende Universität und die größte Bibliothek in Deutschland,^ die aus 800,000 Bänden besteht. Für den Fremden ist also vielerlei dort zu sehen. Daß so viel Bier in München und überhaupt in Bayern getrunken wird, mag ihm vielleicht auffallend erscheinen; er wird dabei aber bedenken, daß eben dadurch der weit schädlichere Branntwein, die Pest so vieler Orte, verdrängt wird. Die Brauereien in München und in ganz Bayern gehören zu den großartigsten Gewerben; sie fördern den Acker- bau, und die Ausfuhr der bayerischen Biere ist nicht unbedeutend.

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 75

1873 - Essen : Bädeker
75 Die Stadt Regensburg an der Donau war einst bedeutender als jetzt, hat aber immer noch Reste ihrer vormaligen Größe. Dahin gehört die vortreffliche steinerne Brücke über die Donau, die einzige ganz gemauerte, welche über diesen Strom führt. Auf fünfzehn Bogen ruhend, trotzt sie nun bereits 700 Jahre der Strömung, dem Eis- gänge und anderen Unfällen. In Regensburg residirt der Fürst von Lhurn und Taxis, dessen Vorfahren die Posteinrichtung zuerst in Ausführung gebracht und zum Danke dafür das Recht erhalten haben, in den deutschen Staaten die Posten auf ihre eigene Rechnung verwalten zu lassen; im Laufe der Zeit haben aber die einzelnen Staaten dieses Recht durch Entschädigung abgelös't. Von Regens- burg erblickt man auf einem, mit einer Ruine versehenen Hügel ein großartiges neues Gebäude, Walhalla genannt. Dies hat der König Ludwig I. von Bayern zum Gedächtniß der verstorbenen großen Männer Deutschlands erbaut, deren Bildsäulen entweder darin aufgestellt werden, oder deren Namen, in Marmor gegraben, mit Gold- glanz strahlen. Augsburg am Lech war in früheren Zeiten eine der wichtigsten Handelsstädte in Süddeutschland. Jetzt ist Augsburg zwar immer noch gewerbsam, aber an die frühere Bedeutung der Stadt reicht das jetzige Leben nicht. Eine der merkwürdigsten Erinnerungen an Augs- burgs vormaligen Reichthum ist die eine Straße mit 50 Häusern, wo- rin arme Bürger gegen den geringen Miethzins von jährlich zwei Gulden ein anständiges Unterkommen finden. Diese Stiftung ist von zwei Grafen von Fugger gemacht, die von dem armen Leinweber Johannes Fugger abstammten, der 1370 nach Augsburg zog und Leinwandhandel zu treiben anfing. Seine Nachkommen erweiterten durch seltenen Fleiß, große Geschicklichkeit und Redlichkeit ihre Han- delsgeschäfte so sehr, daß sie sich unermeßliche Reichthümer und aus- gebreiteten Ruhm erwarben. Auch im Frankenlande, an dem Maine und dessen Nebenflüssen liegen noch bedeutende Städte: Würzburg, Bamberg und Nürn- berg. In Rheinbayern ist Speyer die Hauptstadt. Bayern besitzt drei Universitäten, zu München, Erlangen und Würzburg. 39. Die Fuggerei. Das Glück dreht sich im Kreise, Es schwindet wie die Zeit! Nur was in Gott gegründet, Besteht in Ewigkeit. Es schwindet wie die Das reinste, feinste Linnen Hat still ihr Fleiß gemacht. Da kaufte jeder gerne Von ihrem Tuch so rein, X/Uv rcüvv vh Cliv|4- Uh (vu-Uuu^ Hans Fugger war ein Weber, Die Söhne woben auch. Es war im Haus der Fugger Das Weben einst im Brauch, jv mit; Sie woben goldne Sterne Der Treue ja hinein. Die Treue und der Glaube, Am Stuhle Tag und Nacht,

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 76

1873 - Essen : Bädeker
76 Da ward an Gold und Ehren Gar reich und groß ihr Haus, Es gingen mit dem Kaiser Dort Fürsten ein und aus. Die Weber wurden Grafen, Ihr Wort galt weit und breit, Sie woben mit dem Kaiser Am Webestuhl der Zeit. Bei Ehren und Lei Schätzen, Die ihnen Gott verlieh, Vergaßen doch die Grafen Der armen Weber nie. Was hilft uns alles Weben? So dachte stets ihr Sinn, Der Himmel nur ist einig, Sein Segen nur Gewinn. Drei Brüder waren ihrer, Die reichten sich die Hand, Ulrich, Georg und Jakob, So waren sie genannt. Sie sprachen zu einander: Die Guter dieser Zeit Vorrechnen muß sie jeder Einst Gott in Ewigkeit. So laßt uns freudig gründen Ein Werk vereinter Kraft, Womit wir mögen geben Ihm einstens Rechenschaft. Zu Augsburg bei St. Jakob Da hub ein Graben an, Ein Zimmern und ein Mauern Von manchem Handwerksmann. Mit hundert kleinen Häusern Ein Städtlein stieg empor, Mit Brunnen und mit Straßen Und seinem eignen Thor. Und als das Werk vollendet, Da weihten es die drei, Daß armen, frommen Bürgern Es eine Wohnung sei. Und was die drei gesprochen, Das schrieben sie aus Stein, Es sollte Sohn und Enkel Ein stetes Vorbild sein. Sie bauten für sich selber Ein Häuslein auch dazu, Im Kirchlein bei St. Anna, Dort ist der Fugger Ruh. Wohl kamen arge Zeiten, St. Anna ward zerstört, Die Messe wird nicht fürder Auf ihrem Grab gehört: Doch in der Armen Herzen Wird ihrer noch gedacht, Im Städtlein, das sie milde Dem Herren dargebracht. Das Glück dreht sich im Kreise, Es schwindet wie die Zeit. Der Fugger Namen preiset Noch heut' die Fugger ei. (G. Görres ) V^i6ä6rboinnk8krä^6n! — Beschreiben! — 60. Dah Deutsche Ikeichsland Elsaß und Lothringen. Im Südwesten von Deutschland, östlich durch den Rhein von Baden geschieden, südlich von der Schweiz, westlich von Frankreich und nördlich von Luxemburg, der Rheinprovinz und Rheinbayern begrenzt, findet ihr das Deutsche Reichsland Elsaß und Lothringen. Es enthält einen Flächenraum von etwa 263 Quadratmeilen mit 1 Vs Million Einwohnern und ist eingetheilt in drei Bezirke: Unter-Elsaß, Ober- Elsaß und Lothringen. Als Deutsches Reichsland steht es unter der Regierung des deutschen Kaisers und unter dem Schutze des ganzen deutschen Reiches. Ein von Süden nach Norden gestrecktes Gebirge, die Vogesen, auch der Wasgau genannt, trennt Elsaß von Frankreich, ver- zweigt und verflacht sich im Norden und bildet hier die Grenze zwischen Elsaß und Lothringen. Die Breite dieses Gebirgszuges wechselt zwischen vier bis sechs Meilen, und seine mittlere Höhe beträgt 600 bis 940m. Der höchste Punkt, der Belchen im Ober-Elsaß, erhebt

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 257

1873 - Essen : Bädeker
257 — Nach, der Schlacht hei Königgrätz verfolgten die Sieger die fliehende, fast aufgelöste Armee, ohne ernsten Widerstand zu finden, in der Richtung gegen Wien. Als der König sein Hauptquartier bereits nach Nikolsburg (12 Meilen von Wien) verlegt hatte, hat Österreich um Frieden. Am 23. August ■wurde zuprag der Friedensvertrag unterzeichnet, in welchem der Kaiser von Österreich die Auflösung des deutschen Bundes anerkannte und seine Zustimmung gab zu einer neuen Gestaltung Deutsch- lands ohne Betheiligung des österreichischen Kaiserstaates. Der Kaiser von Österreich übertrug ferner auf den König von Preussen alle seine Rechte auf die Herzogtümer Schleswig-Holstein und ver- pflichtete sich, an den König von Preussen 40 Millionen Thaler Kriegskosten zu bezahlen. Dagegen erklärte der König von Preussen sich bereit, das Königreich Sachsen in seinem bisherigen Länderbesitz bestehen zulassen, unter dem Vorbehalt, dass der Beitrag Sachsens zu den Kriegskosten und die Stellung desselben zum norddeutschenbunde durch einen besonderen Friedens- vertrag geordnet werde. Dieser Vertrag wurde am 21. Oktober abgeschlossen. Nach demselben verpflichtete sich Sachsen, an Preussen 10 Millionen Thaler Kriegskosten zu zahlen, dem norddeutschen Bunde beizutreten und den Ober- befehl über die sächsischen Truppen dem Könige von Preussen zu übertragen. S2. Der Feldzug gegen die Bundesarmee. (Vom 1. bis 27. Juli 1868.) Während diese Erfolge auf dem östlichen Kriegsschauplätze erkämpft wurden, war dem General Vogel von Falckenstein der Kampf gegen die bayerische Armee und das 8. Bundes-Corps am Main übertragen und ihm dazu eine Armee von nur 53,000 Mann mit 96 Geschützen überwiesen. Dieselbe erhielt von jetzt an den Namen „Main-Armee" und bestand aus drei Divisionen*) unter den Generalen von Goeben, von Beyer und von Manteuffel. Die bayerische Armee zählte 60,000 Mann mit 136 Geschützen und stand unter dem Kommando des Prinzen Karl von Bayern; das 8. Bundes-Corps bestand aus 14,000 Würtembergern, 12,000 Badensern, 19,000 Hessen, 5000 Nassauern und 12,000 Öster- reichern, im Ganzen aus 62,000 Mann mit 139 Geschützen unter dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen. Der Main- Armee stand links die bayerische, rechts die Bundes-Armee gegenüber. Am 1. Juli hatte sich die Main-Armee bei Eisenach vereinigt. Unter fortwährend kleinen Gefechten ging sie von hier südwestlich auf Fulda zu nach dem Main, warf die bayerische Cavallerie bei Hünfeld zurück und drängte das bayerische Haupt- corps am 4. Juli Lei Dermbach (zwischen Eisenach und Fulda) zur Seite, zog dann zwischen den beiden feindlichen Armeen nach Fulda und wandte sich am 9. Juli nach Unterfranken in Bayern. Am 10. formte**) die Division Goeben bei Kissingen und die Division Beyer bei Hammelburg die Übergänge über die fränkische *) Division = Abtheilung eines Kriegsheerez. **) formen = erzwingen. Haesters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausz. 17

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 258

1873 - Essen : Bädeker
258 ©iktle. An fünf verschiedenen Punkten: beiwaldaschach, bei Hausen,, bei Friedrichshall, bei Kissingen und bei Hammelburg wurden die Bayern an diesem Tage so geschlagen, daß sie sich aus das linke Mainufer zurückzogen. Die Main-Armee überschritt dann am 13. Juli die Höhen des Spessart und wandte sich westwärts gegen die Bundes-Armee, um deren Vereinigung mit den Bayern zu ver- hindern. Nachdem die hefsen-darmstädtische Division am 13. bei Laufach (nordwestlich von Aschaffenburg) zurückgeworfen war, erfolgte unter General von Goeben am 14. das scharfe, aber siegreiche Treffen bei Aschaffenburg gegen die vereinigten Österreicher, Kurhessen, Badenser und Würtemberger. Aschaffenburg wurde von den Preußen erstürmt und auch hier die Bundestruppen über den Main zurück- geworfen, die nun Frankfurt und Hanau aufgeben mußten. Am 16. zog die Division Goeben, an ihrer Spitze General Vogel von Falcken- stein, in Frankfurt ein, von wo der Überrest des Bundestages bereits am 14. — gerade einen Monat nach jenem verhängnißvollen Bundesbeschluß — seinen Sitz nach Augsburg verlegt hatte, um dort allmählich abzusterben. — Der heldenmütige General Vogel von Falckenstein wurde jetzt zum Gouverneur***) von Böhmen ernannt, und den Oberbefehl über die Main-Armee erhielt General von Manteuffel. Dieser verfolgte von nun an die Bundestruppen jenseit des Mains. Die drei Tage vom 24. bis 26. Juli bildeten eine Reihe nur des Nachts unterbrochener Gefechte, durch welche die Bundestruppen von Höhe zu Höhe zurückgetrieben wurden. Am 27. rückte die Division. Goeben gegen Würzburg vor und eröffnete das Feuer auf die Festung.. Bald darauf traf die Nachricht von dem Abschluß eines Waffen- stillstandes zwischen Preußen und Bayern ein. General von Manteuffel hielt am 2. August seinen Einzug in Würzburg und konnte von hier den Truppen der Main-Armee verkünden, daß sie nach 20 größeren und kleineren, aber stets siegreichen Gefechten nicht bloß die Länder nördlich des Mains genommen, sondern auch die Gewalt ihrer Waffen über Hessen-Darm st adt hinaus nach Baden (Mann- heim und Heidelberg) und Würtemberg (Mergentheim) hineingetragen und durch ihre Annäherung einen ferngelegenen Theil preußischen Bodens, hie hohenzollern'schen Lande, vom Feinde befreit hätten. Nach solchen Erfolgen baten auch die übrigen süddeutschen, Staaten um Frieden. Mit allen wurden zu Berlin, ähnlich wie mit Österreich in Prag, Friedensverträge abgeschlossen, nach welchen Bayern 30 Mill. Gulden, Würtemberg 8 Mill., Baden 6 Mill. und das Großherzog- thum Hessen 3 Mill. Gulden Kriegs-Entschädigung an Preußen be- zahlen mußten. — *) *) «Souvenir« - Statthalter, Befehlshaber. Vorgesetzter einer Provinz ober Jrstnng.

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 64

1873 - Essen : Bädeker
64 lich der niedrig liegende Theil der Stadt noch leichter als schon seiner Lage nach überschwemmt wird. Zu den Schönheiten von Hamburg gehört ein rings mit Alleen umgebener Weiher, worauf man im Sommer in Nachen, im Winter in Schlitten fährt oder Schlittschuhe lauft, und wo sich zu allen Zeiten wenigstens Spaziergänger sammeln. Das Innere der Stadt war früher sehr unfreundlich wegen der engen Straßen und hohen Häuser und vorzüglich wegen der sogenannten Gänge, welche enge überbaute Gäßchen sind, wo in einem einzigen Gebäude oft 20 bis 30 arme Familien wohnen. Denn auch hier findet sich die traurigste Armuth neben dem glänzendsten Reichthum. Durch den großen Brand hat sich darin manches geändert; man baut wenigstens jetzt hellere und gesundere Wohnungen statt der alten wieder auf. Daß der Michaelisthurm zu Hamburg der höchste in Deutschland sein soll, indem er sich über 142™ erhebt, ist für den Fremden nicht so wichtig, als der Anblick des Hafens mit seinen Hunderten von Masten und Wim- peln, mit den Matrosen und Schiffskapitänen aller Natio- nen aus den entferntesten Ländern, mit den ankommenden und abge- henden Fremden und den aufgethürmten Waarenballen. Wer dergleichen noch nicht gesehen, kann sich kaum eine Vorstellung davon machen. Ähnlich, nur minder groß, ist Bremen an der Weser, mit 122.000 Einwohnern. Für den Verkehr mit Amerika ist Bremen noch bedeutender als Hamburg. Zahllose Auswanderer aus Deutsch- land nehmen dorthin ihren Weg, um auf dem Verdeck eines voll- gepfropften Schiffs ihr Vaterland zu verlassen und in einem fremden Lande ihr Glück zu versuchen. Auch in Zucker, besonders aber in Tabaksblättern machen die Bremer Kaufleute große Geschäfte. Die Cigarrenfabriken sind berühmt. Als Merkwürdigkeit gilt der Rathskeller in Bremen, mit seinen zwölf Stückfäffern 200jäh- rigen Rheinweins, wovon natürlich nur selten Gebrauch gemacht wird. Daß sich in Bremen aber auch andere Dinge gut aufbe- wahren, beweist der Bleikeller unter der Hauptkirche. In diesem haben sich ohne besonderes Zuthun eine Anzahl Leichname unverwef't und ganz frisch erhalten. Auf dem Gesichte eines Dachdeckers, der während seiner Arbeit herabstürzte, drückt sich noch jetzt die Todesangst aus Wiederliolungsfragen! — Beschreiben! — Sv. Das Großherzogthum Hessen. (22.) Das Großherzogthum Hessen liegt auf beiden Seiten des Rheins und des Mains und besteht aus zwei von einander getrennten Theilen. Der nördlich vom Main gelegene Theil (Oberhessen) ist von der preußischen Provinz Hessen-Nassau eingeschlossen; der südliche Theil (Rheinhessen) liegt zu beiden Seiten des Rheines. Das Ganze hat einen Flächenraum von etwa 139 Quadratmeilen mit beinahe 853.000 Bewohnern. Das Land ist sehr fruchtbar, besonders am Rhein zieht man viel Getreide, Kastanien, Mandeln, Wallnüsse

9. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 88

1873 - Essen : Bädeker
88 Sie schreit^, und der Tag verkehrt sich in Nachb Und heulende Stürme zieh'n, Und brüllender Donner rollt und kracht, Und zischende Blitze glüh'n. Den stutzenden Falben spornt Frau Hitt — Er, Wilder, was List du so faul? Sie treibt ihn durch Hieb' und Stöße zum Ritt, Doch sühllos steht der Gaul. Und Plötzlich fühlt sie sich selbst so erschlafft. Und gebrochen den kecken Muth; In jeglicher Sehne stirbt die Kraft, In den Ädern stockt das Blut. Herunter will sie sich schwingen vom Roß, Doch versagen ihr Fuß und Hand, Entsetzt will sie rufen dem Rittertroß, Doch die Zunge ist fest gebannt. Ihr Antlitz wird so finster und bleich, Ihr herrisches Auge erstarrt, Ihr Leib, so glatt und zart und weich, Wird rauh und grau und hart. Und unter ihr strecken sich Felsen hervor, Und heben vom Boden sie aus. Und wachsen und steigen riesig empor In die schaurige Nacht hinaus. Und droben sitzt, ein Bild von Stein, Frau Hitt im Donnergeroll Und schaut, umzuckt von der Blitze Schein, Jn's Land so graufenvoll. (®. ©Bert.) Wiederholnngsfragen! — Zeichnen und Beschreiben! — 67. Das Fürsterrthum Liechtenstein.' (27.) Jetzt wollen wir uns nach dem Süden wenden, um da einen Staat aufzusuchen, der so klein ist, daß man ihn auf der Karte von Deutsch- land kaum finden kann, denn er enthält nur 2 Vs Quadratmeilen, mit 8000 katholischen Einwohnern in einem Flecken und dreizehn Dörfern. Das ist das Fürstenthum Liechtenstein. Der Rhein, welcher das Ländchen im Westen von der Schweiz trennt, ist der Hauptfluß. Liechtenstein ist fast ganz mit Bergen bedeckt, deren bedeutendste Spitzen eine Höhe von 2500™ erreichen. Die Erwerbs- quellen der Bewohner sind Acker- und Waldbau, Viehzucht, Baumwollenspinnerei und Holzarbeiten. Auch liefern die Wälder einen bedeutenden Reichthum an Wild. Der Hauptort des Ländchens, der Flecken Vaduz, zählt kaum 1000 Einwohner. ;— Der Fürst von Liechtenstein besitzt außerdem in dem Kaiserreich Österreich an Privat-Eigenthum 104 Quadrat- meilen, mit 350,000 Einwohnern in 24 Städten, 35 Flecken und ?56 Dörfern.

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 263

1873 - Essen : Bädeker
- 263 — Dpferfreudigkeit tn dem Kampfe für Deutschlands Ehre und Unab- hängigkeit. Schon am 16. Juli hatte König Wilhelm die nord- deutsche Bundes-Armee zu den Waffen gerufen und am 19. den Orden des „Eisernen Kreuzes" für das Verdienst in diesem Kriege erneuert. Die süddeutschen Staaten Bayern, Würtemberg Md Baden stellten sofort — den Verträgen von 1866 getreu — ihre Truppen unter seinen Oberbefehl. „Mit Begeisterung werden meine Truppen an der Seite ihrer ruhmgekrönten Waffengenoffen für deutsches Recht und deutsche Ehre den Kamps aufnehmen," telegraphirte der jugendliche König Ludwig Ii. von Bayern an König Wilhelm. Die Tage von 1813 waren wieder aufgelebt; ja die Begeisterung war noch viel großartiger als damals. Deutschland war einig wie uie zuvor, folgend dem mahnenden Rufe des Dichters: 88. „In Frankreich hinein!" Und brauset der Sturmwind des Krieges heran Und wollen die Wätschen ihn haben, So sammle, mein Deutschland, dich stark, wie ein Mann Und bringe die blutigen Gaben, Und bringe das Schrecken und trage das Grauen Von all deinen Bergen, aus all deinen Gauen, Und klinge die Losung: Zum Rheinl über'n Rhein! All-Deutschland in Frankreich hinein! Sie wollen's: So reiße denn, deutsche Geduld, Reiß' durch von dem Belt bis zum Rheine! Wir fordern die lange gestundete Schuld — Auf, Wätsche! und rühret die Beine! Wir wollen im Spiele der Schwerter und Lanzen Den wilden, den blutigen Tanz mit euch tanzen. Wir klingen die Losung: Zum Rheinl über'n Rheinl All-Deutschland in Frankreich hinein! Mein einiges Deutschland, mein kühnes, heran! Wir wollen ein Liedlein euch singen Won dem, was die schleichende List euch gewann, Von Straßburg und Metz und Lothringen: Zurück sollt ihr zahlen, heraus sollt ihr geben! So stehe der Kampf uns auf Tod und aus Leben! So klinge die Losung: Zum Rhein! über'n Rheinl All.-Deutschland in Frankreich hinein! (Ernst Moritz Arndt.)*) 8ä. Die Rüstung des stillen Heeres. Seit dem Kriege, den Deutschland im Jahre 1864 gegen Däne- mark zur Befreiung Schleswig-Holsteins führte, weht auf allen Schlacht- feldern eine Fahne, die ein rothes Kreuz auf weißem Grunde hat, neben den Kriegsfahnen. Das ist die Friedensfahne, und unter ihr zieht seitdem ein unbewaffnetes Friedensheer mit den Kriegern hinaus, um die Verwundeten, welchem Volke sie auch angehören mögen, vom Kampfplatze wegzutragen und beim Verbinde).: derselben den Ärzten *) 1841, st'8 di; Franzosen nach der Rheingrcnze gelüstete.
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